Mobilität für alle: Behindertengerechter Fahrzeugumbau inklusive Fahrtraining
Mit „Vollgas“ zum behindertengerechten Fahrzeugumbau
Was sind die Faktoren für Erfolg im Bereich behindertengerechter Fahrzeuge und Kfz-Umbauten? Schauen wir auf die Paravan GmbH, die sich im internationalen Markt als führender Spezialist für den Umbau von Fahrzeugen für mobilitätseingeschränkte, gehandicapte Menschen durchgesetzt hat. Als ihr offensichtlichster Erfolgsgarant haben sich innovative und richtungweisende behindertengerechte Produkte erwiesen: Vom einfachen modifizierbaren Lenkradknauf über den intelligenten Rollstuhl bis hin zum maßgeschneiderten kompletten Behindertenfahrzeug mit elektronisch-digitaler Technik nebst TÜV-Siegel. Als nächstes ist hier die vorbildliche Fähigkeit der Paravan-Leute zu nennen, diese Produkte im direkten Dialog mit behinderten Menschen nicht nur zu entwickeln, sondern laufend zu optimieren und für unterschiedlichste Anwendungsfälle zu individualisieren.
Aber selbst dieser wesentliche Punkt reicht noch nicht hin, die Marktführerschaft des Unternehmens aus Pfronstetten-Aichelau, einem kleinen Ort auf der Schwäbischen Alb, zu erklären. Denn Paravan hat sich seine führende Position dadurch erarbeitet, dass es trotz abgelegner geografischer Lage als vorbildlicher „Netzwerker“ auftrat und kompetente Kfz-Betriebe motivieren konnte, als Partner-Spezialautohäuser und -Spezialwerkstätten mitzuarbeiten. In Deutschland beispielsweise ist es gelungen, ein flächendeckendes Netz von Lizenz-Partnern aufzubauen, mit dem immer mehr gehandicapten Menschen behindertengerechte Fahrzeugumbauten und komplette Spezialfahrzeuge auf der Basis von Paravan-Produkten angeboten werden können.
Paravan erwartet Partner mit vollem Engagement
Im Gespräch mit Kfz-Betriebsinhabern, die Interesse an einer Kooperation haben, hält Roland Arnold, Gründer der Paravan, nicht hinter dem Berg: Unternehmen, die in das anspruchsvolle Feld behindertengerechter Fahrzeugumbauten einsteigen wollen, müssen sich „voll“ einbringen – ein halbherziges Engagement reicht nicht aus. Wie er es ausdrückt, müssen sie „Gas geben“ und nicht nur lernen, wie die Paravan Produkte funktionieren, eingebaut und angepasst werden, sondern müssen tief einsteigen in das Verständnis der medizinischen Voraussetzungen von Behinderungen und damit zusammenhängender Bewegungseinschränkungen. Hierbei bietet Arnolds Unternehmen durch gezielte Schulungen für Kundenberater, und insbesondere für Kfz-Mechaniker im „Paravan-Mobilitätspark“ wirkungsvolle Unterstützung.
Eine weitere hohe Barriere müssen Partnerunternehmen selber bewältigen – für den Eintritt in dieses Fahrzeug-Umbausegment sind zahlreiche Investitionen in Spezialfahrzeuge und bauliche Maßnahmen notwendig, um aus einem konventionellen Kfz-Betrieb ein Reha-Mobilitäts-Autohaus nebst Mobiltäts–Werkstattbetrieb zu machen.
Mobilitäts-Case Story vom Niederrhein: F. Sodermanns Automobile
Um ein Bild davon zu bekommen, wie diese Einstiegsbarrieren im Einzelnen aussehen, aber in der Praxis überwunden werden können, besuchte die Redaktion, die F. Sodermanns Automobile GmbH in Wassenberg, Kreis Heinsberg, die als größter Lizenzpartnerbetrieb in Nordrhein-Westfalen tätig ist.
Blick in den mobilen Prüf- und Messwagen mit elektronisch-digitalem „Baukasten“, der innerhalb von Minuten für jeden Grad der Behinderung umgerüstet und für eine „Messfahrt“ mit Kunden vorbereitet werden kann – Investitionsvolumen: 130.000 Euro.
Frank Sodermanns ist ein engagierter Kfz-Profi, der im Jahr 1996, sechs Jahre nach seiner Meisterprüfung, den Betrieb übernahm, in dem er vom Praktikum, über Lehre und Gesellenzeit als Mitarbeiter gearbeitet hatte. Er führte den früheren VW-Audi-Betrieb von nun an als freies Autohaus und freie Werkstatt. In den ersten Jahren seiner Selbständigkeit übernahm er bereits einzelne Umbau-Aufträge für Kunden mit Behinderungen. Sein Interesse am Thema behindertengerechter Fahrzeugumbauten war auf diese Weise geweckt. Sein Spezialisierungs-Projekt erreichte im Jahr 2007 seinen entscheidenden „Durchbruch“, als er von einem Freund hörte, dass dessen schwerstbehinderter Sohn, der nur einen Arm eingeschränkt bewegen kann, den Führerschein gemacht hatte. Auf diese Weise hörte Frank Sodermanns zum ersten Mal von Paravan und deren Space Drive-System. Nach einem Besuch auf einer Reha-Fachmesse, einer Einladung zur Paravan GmbH auf der Schwäbischen Alb war Sodermanns so „platt von der gebotenen Technik“, dem warmherzigen Empfang und der präsentierten Mobilitätsvision für behinderte Menschen, dass er von nun an Roland Arnolds Anspruch folgte und in den nächsten Jahren tatsächlich „Gas“ gab.
7.000 qm Mobilitätszentrum mit eigenem Verkehrsübungsplatz
Um behindertengerechte Fahrzeugumbauten vornehmen zu können, sind die Bedürfnisse des späteren Kfz-Nutzers möglichst exakt zu ermitteln. Dazu reichen Gespräche im Vorfeld und medizinisches Wissen über die betreffende Bewegungseinschränkung nicht aus. Frank Sodermanns musste lernen, dass dazu insbesondere detailgenaue Bewegungsanalysen und wirklichkeitsnahe Kräftemessungen unter echten Fahrbedingungen erforderlich sind. Seine erste große Investition von 130.000 € galt deshalb einem mobilen Prüf- und Messwagen auf der Basis eines Kia Carnival mit elektronisch-digitalem „Baukasten“, den er innerhalb von Minuten für jeden Grad der Behinderung umrüsten und für eine „Messfahrt“ mit seinem Kunden vorbereiten kann. Erst auf der Basis der bei dieser Fahrt ermittelten Analyse-Daten ist es möglich, im Anschluss ein Behinderten-Fahrzeug individuell auszustatten und ein Optimum an Bedienbarkeit und Mobilität ohne Einschränkungen zu erzielen.
Nach dieser Basisinvestition zeigte sich außerdem, dass ein Autohaus nebst Werkstatt für gehandicapte Kunden grundlegend anders zu gestalten ist, als ein konventioneller Betrieb. Deshalb betreibt die Firma Sodermanns mittlerweile ein eigenes „Mobilititätszentrum“, das darauf zugeschnitten ist, Menschen mit Mobilitätsbeschränkungen einen möglichst bequemen Besuch und Aufenthalt zu ermöglichen. Hier gibt es behindertengerechte, barrierefreie Zugänge, Besprechungs-, Konferenz-, Aufenthalts- und Ruheräume genauso wie einen auf die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern und Schwerbehinderte zugeschnittenen Sanitärbereich inklusive Duschmöglichkeit.
Der Wassenberger „Mobilitäts“-Betrieb umfasst eine Fläche von 7.000 qm inklusive 1.000 qm Ausstellungsfläche für umgerüstete Fahrzeuge, behindertengerechte Spezialsitze und Rollstühle. Probefahrten, Fahreignungsfahrten sowie die beschriebenen Messfahrten mit Kraftmessungen und Reaktionstests können stressfrei auf einem eigenen Verkehrübungsplatz durchgeführt werden, der sich direkt an den Kundenparkplatz anschließt.
Selbst der Werkstattbereich des Mobilitätszentrums wurde gestaltet, um den Kunden-Voraussetzungen gerecht zu werden. Zum einen wurde der Bereich der Fahrzeugumbauten direkt neben die Ausstellungshalle gelegt, um nach dem Prinzip der gläsernen Werkstatt von dort aus von Besuchern einsehbar zu sein. Da im Rahmen der Umbauten gemeinsam mit den Kunden intensive Detail-Anpassungen im Fahrzeug vorzunehmen sind, gibt es eine Torverbindung als Zufahrt zu einem separaten Bereich der klimatisierten Ausstellungsfläche.
Ständig verfügbarer Ansprechpartner
Heute umfasst das Angebot des Autohauses Sodermanns die gesamte Paravan-Palette. Die einzelnen Umbauten werden im eigenen Betrieb vorgenommen. Lediglich Komplettfahrzeuge wie der Paravan Caddy, der Paravan Lancia Voyager oder das Paravano Reisemobil werden vom Lizenznehmer vollständig übernommen. Für den Kunden vor Ort macht das aber keinen Unterschied. Denn die 25-köpfige Sodermanns-Mannschaft bleibt bei der gesamten Abwicklung, von der Bedarfsmessung, Beratung über den Verkauf bis zu Wartung und Service ständig verfügbarer Ansprechpartner.
Frank Sodermanns demonstriert im mobilen Prüf- und Messwagen die Bedienung des Space Control-Joysticks. In der Vierwege-Version dieses Steuerelements kann in einem gelenkt, gebremst und beschleunigt werden.
Ansprechpartner: Frank Sodermanns
Tel.: 02432-933890
eMail: info@autohaus-sodermanns.de
Web: www.reha-mobilitätszentrum-nrw.de
Bildnachweis:
- Paravan GmbH
- F. Sodermanns Automobile
- Heinz W. Droste
Artikel erschien in AutoMotorZubehör