Refabrikation von Lichtmaschinen und Anlassern: HELLA spart beispielhaft Rohstoffe und Energie
Generatoren und Starter: Ewige Jugend – mehr als ein Traum?
Wie kommt es, dass 70 % aller jemals gebauten Porsche-Fahrzeuge heute noch fahren? – Ohne die Faszination und die Emotionen, die diese Sportwagen weltweit auslösen, wäre das gewiss nicht denkbar. Beispielsweise der Porsche 911, der als Automobilikone und Sportwagen schlechthin gilt: Seit 50 Jahren ist der »Elfer« für Automobil-Enthusiasten das »Herzstück« der Marke – Porsche selbst erklärt, »in jedem Porsche steckt ein Stück 911«.
Doch die »ewige Jugend« solcher Fahrzeuge hat wesentliche technische Voraussetzungen: Damit historische 911er und andere Sportwagen-Legenden aus Zuffenhausen auf der Straße unterwegs bleiben, hat Porsche zusammen mit ausgewählten Lieferanten ein Porsche Classic Originalteile-Sortiment aufgelegt.
Einer dieser Lieferanten, der die hohen Porsche-Standards hinsichtlich Technik und Qualität erfüllt, ist die Firma HELLA – global aufgestellter Spezialist für Komponenten und Systeme der Auto-Lichttechnik und -Elektronik. Im saarländischen Illingen betreibt das Unternehmen ein Kompetenzzentrum zur Wiederaufbereitung von Startern und Generatoren. Hier überarbeiten Experten Altteile unter anderem aus Porsche-Modellen nach strengen Spezifikationen der Original-Teilehersteller und versetzen diese wieder in den technischen Stand eines Neuteils. Auf diese Weise kann solch ein Aggregat bis zu fünf »Leben« haben.
Der Wiederaufbereitungs-Prozess im Überblick:
1. Oldies but Goldies – die Altteile treffen ein.
Damit der Refabrikations-Prozess von »Lichtmaschinen« und Anlassern funktionieren kann, hat HELLA ein kundenfreundliches Altteilmanagement entwickelt, in dem das Unternehmen mit dem Autoteile-Großhandel und mit Kfz-Werkstätten Hand in Hand arbeitet. Kern dieses Managements ist ein vereinfachter Altteile-Rückgabeprozess, der durch ein schnelles, kulant gehandhabtes Pfand-System gesteuert wird. Dabei gelangen die Aggregate vor Beschädigungen geschützt in speziell konzipierten »Back-in-Box«-Verpackungen zum HELLA Refabrikations-Kompetenz-Zentrum im Saarland.
(Foto: »Back-in-Box«-Verpackung mit eingelegtem Generator – Quelle: HELLA)
2. Demontage nach Rücknahme und Verbuchung der Recycling-Kandidaten
25 Jahre Erfahrung und Kompetenz in der Instandsetzung sind die Basis der nun folgenden Schritte: Die Starter und Generatoren, die in der »Back-in-Box« bei der sogenannten »Altteilverlesung« eintreffen, werden durch geschultes Personal geprüft. Hierbei geht es zunächst darum festzustellen, ob es sich tatsächlich um ein sogenanntes OE-Teil – Originalteil eines Automobil-Erstausrüsters – handelt. Nicht-OE-Teile eignen sich nicht für die Instandsetzung. Darüber hinaus ist die exakte Klassifizierung, um welches Erstausrüstungsteil es sich handelt und für den Einsatz in welche Fahrzeuge es entwickelt wurde, für den folgenden Wiederherstellung-Prozess wesentlich.
Für den Instandsetzungs-Prozess nicht geeignet sind Alt-Aggregate mit Beschädigungen oder Fehlteilen.
Nachdem die Recycling-Kandidaten entsprechend im EDV-System verbucht sind, werden sie zwischengelagert und zu einem späteren Zeitpunkt zusammen in einer Charge baugleicher Aggregate demontiert und für die Reinigung vorbereitet.
(Fotos: 1. Mitarbeiter verbucht Altteil und nimmt es zurück – Quelle: Droste – 2. Mitarbeiter zerlegt Aggregat und bereitet Reinigung vor. – Quelle: Droste)
3. Reinigung: Komplett-Entfernung von Rost, Öl, Fett und Schmutz
Die Reinigung der demontierten Bauteile erfolgt möglichst gründlich, um jeglichen Rost, Öl, Fett und Schmutz vor dem anschließenden Aufbereitungsprozess zu entfernen. Dabei wird darauf geachtet, dass die unterschiedlichen Bauteile durch den Reinigungsvorgang nicht etwa zu »hart angefasst« werden. Deshalb werden schonende Reinigungsmethoden auf der Basis spezieller flüssiger Waschmittel mit Methoden auf der Basis von Nassstrahlern mit metallischem oder keramischem Strahlmittel miteinander kombiniert.
(Foto: Waschmaschine mit einem Korb voll neu blinkender Gehäuseteile – Quelle: HELLA)
4. Upgrading: Einbau hochwertiger Ersatzteile und gezieltes Re-Engineering
Während des Refabrikations-Prozesses werden schrittweise alle Verschleißteile durch Produkte von Automobilzulieferern in Erstausrüster-Qualität ersetzt, wobei die Vorgaben des Herstellers der »Ursprungsteile« maßgeblich sind. Eine ganze Reihe der Refabrikate erhalten allerdings ein »Re-Engineering«, um gezielt Optimierungen zu bewirken. So werden einige Generator-Modelle in ihrer »Neuauflage« mit einer Freilauf-Riemenscheibe versehen, wodurch gegenüber der ursprünglich verbauten einfachen, starren Riemenscheibe in älteren Fahrzeugen eine Verbesserung der Laufruhe und Lebensdauer erzielt wird. Ein weiteres Beispiel sind Generatoren, deren thermische Stabilität im Vergleich zu Vorgänger-Modellen erhöht wird, indem Regler eingebaut werden, die für eine höhere elektrische Spannung ausgelegt sind. – Im Bild: Hier warten fertig montierte Generatoren mit obenliegendem Regler vor dem Prüfstand auf ihren anschließenden Prüflauf.
(Foto: Gruppe fertig montierter Generatoren – Quelle: Droste)
5. Endmontage und Kontrolle: Erreichung der OE-Werte ist Pflicht!
Nach der Endmontage wird jedes einzelne Aggregat intensiv geprüft. Auf dem Starter-Prüfstand werden zunächst die für den jeweiligen Anlasser geltenden OE-Daten (vom Originalausrüstungshersteller vorgegebene Leistungsdaten) in die Prüfanlage geladen. Der Prüfcomputer steuert auf dieser Datenbasis seine Messinstrumente, die in der Folge das Verhalten des Starters in verschiedensten Betriebszuständen dokumentieren. Nur solche Starter bestehen die Prüfung, die alle vorgeschriebenen Messwerte vollständig erreichen. – Refabrizierte Generatoren werden entsprechend auf einem speziellen Generatoren-Prüfstand getestet.
(Foto: Starter auf dem Prüfstand – Quelle: Droste)
6. Korrosions-Schutz und QR-Kennzeichnung: Viel mehr als ein »Face-Lifting«!
Alle Aggregate werden im Laufe der Überarbeitung mit einem neuen Korrosions-Schutz versehen. Starter erhalten zum Beispiel zum Abschluss eine schwarze, »veredelnde« Schutzlackierung. Über diese Lackierung wird noch der QR-Code mit der jeweiligen Produktions-Plannummer aufgeklebt. Dieser QR-Code enthält wichtige Daten, mit deren Hilfe beispielsweise der Weg des Starters bis unter die Motorhaube des Kundenfahrzeugs und möglicherweise auch bis irgendwann zurück in die Refabrikation bei HELLA verfolgt werden kann. Generatoren erhalten ebenfalls einen QR-Code.
(Foto: Mitarbeiter präsentiert frischlackierten Starter mit QR-Code – Quelle: Droste)
7. Fertig und Fazit: Auf Paletten verpackt in den Teilehandel und weiter in die Werkstatt!
Der Refabrikations-Prozess ist abgeschlossen – ordentlich gemäß den Verpackungsrichtlinien von HELLA verpackt, wird die »Neuware« zum Schluss verschickt.
(Foto: Packungen auf Palette – Quelle: HELLA)
Übrigens: Auch wenn die Mitarbeiter in der HELLA-Refabrikations-Anlage besonders stolz auf die oben erwähnten wiederhergestellten Porsche-Teile sind, geht ihr Aktionsradius wesentlich über Produkte für den Einbau in Oldtimern hinaus. 2.000 refabrizierte Starter und Generatoren hat HELLA im Programm und deckt damit mehr als 90 Prozent aller europäischen Fahrzeuge ab.
Und wichtig zu wissen: Die Wiederverwendung von Anlassern und Generatoren hat einen wesentlichen Umweltaspekt: Im Vergleich zur Neuproduktion werden bei der Wiederaufbereitung der Teile schätzungsweise 90 Prozent weniger Rohstoffe und 50 Prozent weniger Energie verbraucht.
(Foto: ein Reman-Starter und ein Reman-Generator oben auf Verpackung liegend – Quelle: HELLA).
Hintergrund HELLA
HELLA KGaA Hueck & Co., Lippstadt: HELLA ist ein global aufgestelltes, börsennotiertes Familienunternehmen mit rund 34.000 Beschäftigten an mehr als 100 Standorten in über 35 Ländern. Mit über 6.000 Beschäftigten in Forschung und Entwicklung zählt HELLA zu den wesentlichen Innovationstreibern im Markt. Darüber hinaus gehört der HELLA Konzern mit einem vorläufigen Umsatz von rund 6,35 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2015/2016 zu den Top 40 der weltweiten Automobilzulieferer sowie zu den 100 größten deutschen Industrieunternehmen.
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- Porsche PR-Abteilung
Artikel erschien in AutoMotorZubehör und AMZAutohelden